Dr. Wolfgang Söllinger & Silvia Rettenbacher über Sinn, Erfahrung und Besonderheit

Was ist die Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht?

W. Söllinger: Definitiv eine Intensiv-Ausbildung  für manuelle Therapie.  Die Schmerzausschaltung und -reduzierung wird über Druck auf bestimmte Körperstellen erwirkt. Das nennt man Osteopressur. „Osteo“ bedeutet dem Knochen zugehörig – wenn man so will, dann erfolgt bei der Therapie ein Druck auf den Knochen.  Außerdem werden Dehnungsübungen erlernt, die den Effekt der Osteopressur im Körper dauerhaft „einprogrammieren.“

Ist das eine neue Methode?

W. Söllinger: Die Liebscher & Bracht Gruppe ist perfekt inszeniert und medial omnipräsent, das muss man schon sagen. Aber es handelt sich hier keineswegs um einen Marketing-Gag, sondern es hat sich langsam, aber mit stetigem Erfolg in den letzten 30 Jahren entwickelt.

Warum haben Sie sich entschieden, diese Methode zu erlernen und anzuwenden?

W. Söllinger:  Ich bin quasi permanent auf der Suche nach den besten Therapien für meine Patienten. Therapien, die einfach umzusetzen, schonend und vor allem auch leistbar sind. Mir ist die Eigenverantwortung meiner Patienten wichtig und diese Methode motiviert.

Muskelkater, Hexenschuss oder Arthrose – bei welchen Beschwerden hilft es?

Silvia R.: Eine gute Methode bei prinzipiell allen Schmerzen am Bewegungsapparat.

W. Söllinger (ergänzt):  Dabei ist eine ärztliche Abklärung in meinen Augen immer notwendig – sonst kann es sein, dass etwas verschleppt wird oder andere wichtige Zusammenhänge nicht erkannt werden. 

Wodurch wirkt die Therapie?

Silvia R.: Es ist die Kombination aus Entspannung der Muskulatur, Dehnung der Faszien und die Wiederherstellung der Beweglichkeit der Gelenke. Die Summe führt zur Schmerzbehebung.

Ist Physiotherapie dasselbe?

W. Söllinger: Nein, definitiv nicht. Ich habe selber eine physiotherapeutische manuelle Ausbildung nach Cyriax gemacht und deswegen auch die Expertise um die beiden Therapieformen zu vergleichen. Die Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht ist ein manuelles Konzept. Im Rahmen der Physiotherapieausbildung erlernt man mehrere verschiedene Konzepte, um sie dann individuell nach Anforderung des Patienten anzuwenden.

Daher muss ja vorher auch genau abgeklärt werden, ob die Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht überhaupt zum Patienten passt.  Ich denke, das gelingt mir tagtäglich ganz gut.

Prinzipiell kann man Physiotherapie und die Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht gemeinsam machen – für die meisten Patienten wäre das aber zuviel an Zeit- und Therapieaufwand.

Alle reden jetzt über Faszien & Faszientherapie – eine Mode?

W. Söllinger: Nein ganz sicher nicht, eben nur neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die wir nützen können. Die Faszien sind quasi ein feuchtes Spinnennetz um und entlang der Muskeln. Dort sitzen Rezeptoren, das sind Sensoren, die in der Entstehung von Schmerz eine Rolle spielen. Bei der Therapie ist es das große Ziel, die Faszien feucht und beweglich zu halten.  Das Gegenteil, nämlich die Verfilzung, führt zu Steifigkeit und  in Folge zu Schmerz.

Liegt alles beim Therapeuten oder muss der Patient etwas beitragen?

W. Söllinger: Der Therapeut setzt die wesentlichen Impulse. Der Patient sorgt mit regelmäßigen Dehnungsübungen, dass der Körper sich die Impulse „merkt“.

Silvia R. (lachend): Spürt man einmal den positiven Effekt dann wird man richtig süchtig nach den Übungen.

Was war besonders an der Ausbildung?

Silvia R.: Nun ich habe mich darauf eingelassen, habe Haus, Hof, Pferde und Kinder mal hintenangestellt und bin nach Deutschland geflogen. Die Ausbildung war sehr intensiv und hat körperlich und psychisch viel bewirkt. Für mich ist es ein ganzheitlicher Ansatz und eine Erfahrung, die mich bereichert hat: Ich bringe den Körper, die Bewegung, die Ernährung und die mentale Ebene in Einklang.

W. Söllinger: Mir war es wichtig, von den Besten zu lernen und war im intensiven Austausch mit Roland Liebscher-Bracht. Ein wirklich patenter Mensch, der Pionierarbeitet leistet und sein Konzept glaubhaft und authentisch auch selber lebt.

Wie sind die Erfolgszahlen?

Silvia R.:  einfach unglaublich.

Ist die Osteopressur schmerzhaft?

W. Söllinger: Ja durchaus. Man behandelt ja ganz bewusst Schmerzpunkte, sogenannte Alarm-Schmerzrezeptoren.

Silvia R.:  Der eigene Körper ist stets der Maßstab, sowohl bei der Osteopressur als auch bei den Dehnungsübungen. Aber es ist wirklich erträglich und der Schmerz wird vom Therapeuten ohnehin permanent abgefragt.

Den Selbstversuch schon gestartet?

Silvia R.:  Ja, ich hatte einen Reitunfall, seither habe ich Kreuzbeinschmerzen. Roland Liebscher-Bracht hat mich persönlich behandelt und ich hatte sofort nur mehr 20% Restschmerz, ich habe heftig auf die Therapie reagiert, hatte das Gefühl, dass sich mein Körper neu zusammenbaut. Jetzt bleibe ich regelmäßig mit den Übungen dran und kann den Therapieeffekt gut halten.

W. Söllinger: Ich mache regelmäßig meine Engpass-Dehnungsübungen, wenn ich sie nicht mache, merke ich sofort, dass mir etwas fehlt.